Bericht 2018
Weidenberg - Das Thema brennt allen an den Schulen auf den Nägeln: „Digital – egal!?“, unter diesem Leitthema griff der BLLV Oberfranken bei seinem 35. Lehrertag die rasante Veränderung unserer Welt im Zeichen der Digitalisierung auf. „Das bewegt Jeden der momentan mit Schule zu tun hat“, betonte Bezirksvorsitzender Henrik Schödel. „Was wird in den nächsten Jahren geschehen, was wird angeschafft und wie werden die Lehrer vorbereitet? Wie werden unsere Kinder auf Mediennutzung vorbereitet?“ „Wir haben hervorragende Voraussetzungen für den diesjährigen Lehrertag“, bedankte sich BLLV-Bezirksvorsitzender Henrik Schödel bei Schulleiter Jörg Zinner und allen an seiner Schule Mitwirkenden. Der 35. Lehrertag des BLLV Oberfranken fand heuer an der Grund- und Mittelschule Weidenberg statt.
„Ich wurde hier an der Grundschule Weidenberg eingeschult“, freute sich Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz, dass der Lehrertag hier stattfand. Wir haben steigende Schülerzahlen, nicht nur von Schülern mit Migrationshintergrund, erklärte sie. Es werden überhaupt mehr Kinder geboren. „Das stabilisiert unsere Schulstandorte.“ Für die Zukunftsfähigkeit unserer Region sehr entscheidend, dass wir bei allen berechtigten Bedenken offen und beherzt auf diese neue digitale Welt zugehen in der sich unsere Kinder und Jugendlichen an unseren Schulen längst befinden. Wir sind alle aufgefordert, die Kinder und Jugendlichen entsprechend auszurüsten, damit sie mit den Medien entsprechend umgehen können. „Wissen ist nämlich nur scheinbar nur mit einem Mausclick abzurufen. Es gehört viel mehr dazu, benutzbare Informationen zu finden, deren Wahrheitsgehalt zu erkennen, ihre Absicht und Qualität einzuordnen und sie zu bewerten.
Digitale Bildung zielt auf eine Medienselbstbestimmung und Deutungsfähigkeit der Zusammenhänge hin. Im Bereich der Mediendidaktik bedeutet dies, jeder Medieneinsatz muss pädagogisch begründet sein. Ziel beliebt der gute Unterricht. Es geht darum zu verantwortungsbewussten Umgang anzustoßen. Es ist nicht egal wer meine Daten im Internet erhält. So gilt es die Schüler über die gedankenlose Veröffentlichung von Bildern und Beiträgen zu beraten sowie ein Bewusstsein für die Wahrung der Persönlichkeits- und Urheberrechts aufbauen. „Ob da schon Klassenfotos als problematisch anzusehen sind wage ich zu bezweifeln“, hatte Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz einen klaren Standpunkt. Die Person des Lehrers und der Lehrerin rücke nun noch mehr in den Mittelpunkt. Gerade digitaler Unterricht bedarf kompetenter Lehrkräfte. Lehrer sollten gerade im Umgang mit digitalen Medien Vorbild sein. Lehrer haben enorme Möglichkeiten zu Individualisierung, Differenzierung und Chancen interaktiven Lernens. Die Bayerische Staatsregierung unterstütze dies durch eine Fortbildungsoffensive. Innerhalb der Schulentwicklung werden Schulen ermutigt, sich individuell zu definieren und Ziele umzusetzen. Es ist eine Gemeinschaftsaufgabe aller an schulischer Bildung Beteiligten.
Lassen Sie uns kritisch, aber auch mit Zuversicht die digitalen Chancen für unsere Schulen nutzen. „Wie lässt sich Bildung in einer digitalen Gesellschaft gestalten?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich der Koordinator für Medienpädagogik Dr. Michael Stiller am Lehrstuhl Pädagogik der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg. Die letzten 20 Semester koordinierte er dort den Erweiterungsstudiengang Medienpädagogik. Er ist aber auch Realschullehrer und steht so im Spannungsfeld von Empirie und Praxis. Die Verknüpfung von beidem bringe die Bildung voran. „In was für einer Welt leben wir eigentlich?“ Dr. Michael Stiller erklärte anhand der Entwicklung der James-Bond-Filme über Jahrzehnte, wie sich die Zeiten veränderten. Diese Filme seien auch Politik- und Technikgeschichte. 1994 war alles noch analog, im neueren Bond werden Bildschirme und Datenleitungen größer, was der Quatermaster macht wird bedeutender. Die Digitalität bringt neue Chancen und Macht. Oder: Ein 14-jähriges Mädchen heute hat eine bessere Medienausstattung als der amerikanische Präsident vor 30 Jahren. „Die Dynamik der Medien ist unglaublich. Was vor fünf Jahren undenkbar war ist heute Standard.“ Daher unterstrich Dr. Stiller: „Wir leben in einer digital geprägten Welt, auf die wir vorbereiten müssen.“ Jede Schule sollte einen Medienkompetenzplan entwickeln. Kompetenzen seien technisches Handling, sinnvolle Nutzung, und reflektierter Umgang bis zu einem Gefahrenbewusstsein. „Was machen die Medien mit uns? Jeder von uns nutzt digitale Medien stundenlang am Tag.“ Belegt von Studien sagte er: Junge Menschen nutzen Medien zeitlich kürzer als Erwachsene. „Wir nutzen noch Fernsehen“, erklärte er. „Es gibt so viele Angebote. Wir müssen lernen Medien zu nutzen und mal nicht zu nutzen. Und welche Gefahren lauern.“ Heute stellten sich viele mit „Alexa“ den Spion ins eigene Haus. Am Ende der Schulzeit müssten vielfältige Kompetenzen erworben sein. Jedes Fach setzt dort Schwerpunkte wo es seine Stärken hat.
(Rainier Glissnik)