Verena Steer kommt aus Stegaurach und ist Kandidatin für den Landtag. Sie ist selbst Lehrerin Musik und katholische Religion an Realschulen. Zuvor war sie beim Bistum angestellt und war an Grund-, Mittel- und Förderschulen im Einsatz. „Bei uns an der Schule passt es noch, wir merken vom Lehrermangel noch nichts“, stellte sie fest. Vielleicht liegt das auch daran, dass viele Lehrkräfte mit Teilzeitverträgen ausgestattet sind. Im Fach Musik hat sie viel mehr Freiheiten und keinen Notendruck, weil es kein Vorrückungsfach ist. Die Kinder wachsen hier oft über sich hinaus.
Die Mittelschule ist eine sehr gute Schule, das müsste auch den Eltern deutlicher gemacht werden. „Wir brauchen diese Menschen.“ Wer diese Schule absolviert hat die Möglichkeit auf ganz viele Berufe. Es ist die Schule für die Leute, die mit den Händen arbeiten. „Die Mittelschule lernt fürs Leben.“
Vielen Kindern solle mehr Zeit mit dem Klassenlehrer gegönnt werden. Am Ende der Grundschule geht es vielen Eltern um den Übertritt aufs Gymnasium, aber man hat auch noch über die Mittelschule viele Berufsmöglichkeiten.
Ärger gebe es auch wegen Ersatzbeschaffungen in Werkmaterial, meinte Verena Steer. Die Schüler machen vielleicht daraus ihren Beruf, meinte sie, dass ihnen gutes Werkzeug zur Verfügung gestellt werden muss. Wenn Werkzeug aus den 80er Jahren ersetzt werden soll gibt es oft Probleme. Dabei gehe es um unsere künftigen Handwerker.
Susanne Bock von Wülfingen ist zweite Bürgermeisterin von Burgkunstadt, wo derzeit viel Energie in den Neubau einer Grundschule fließt. Sie ist auch Landratskandidatin, weil am 8. Oktober in Lichtenfels auch diese Wahl ansteht. Sie arbeitet beim Baur-Versand. Sie kannte die Situation bei der Regens-Wagner-Stiftung und sprach die Situation an Förderschulen an. Es fehlt in den Schulen an vielem, der Bürokratismus sei schlimm, meinte sie aus den Erfahrungen im Bekannten- und Verwandtenkreis. Den Eltern hinterherzutelefonieren und viel andere Bürokratie sollte abgenommen werden.
„Es hat mir nicht geschadet“, meinte sie zu ihrem Hauptschulabschluss. Auch sie ist dafür, den Druck aus der 3. und 4. Klasse herauszunehmen. Sie ist dafür, den Ruf der Mittelschule aufzuwerten.
Der Altenkunstadter Georg Deuerling (Kronach-Lichtenfels) ist im Tiefbau für die Stadt Lichtenfels tätig. Er hat zwei Töchter und einen Enkel. Als Kreisrat seien ihm die weiterführenden Schulen sehr bekannt und als Gemeinderat auch die Mittelschule in Altenkunstadt. „Wir merken dass die Schülerzahl in der Mittelschule immer weiter zurückgeht.“ Immer öfter werde der Wunsch nach psychologischer Unterstützung geäußert. „Müssten wir nicht einmal ganz anders denken, damit das Schulsystem grundsätzlich reformiert wird?“ Der Leistungsdruck ist ab der 3. Klasse schon sehr hoch. Viele Kinder bekommen Nachhilfe, um aufs Gymnasium zu kommen – oder mindestens auf die Realschule. Aufgrund des Fachkräftemangels ändert sich das ein bisschen. Er sei gerne Hauptschüler gewesen, meinte Georg Deuerling. Nach seiner Lehre als Landmaschinenmechaniker habe er sich zum Sachgebietsleiter hochgearbeitet. Ein Ingenieur ohne große Ahnung verdiene von Anfang an gleich drei Stufen mehr als ein Praktiker, der sich hocharbeitet. Die Lichtenfelser Gymnasien platzen aus allen Nähten, während die Mittelschule immer kleiner wird. „Ich befürchte, dass irgendwann einmal zu wenig Schüler die Mittelschule in Altenkunstadt besuchen.“ Der Schulweg sei dann deutlich länger.
Die Forderung des BLLV nach einer längere gemeinsame Schulzeit fand auch Zustimmung bei den Freie-Wähler-Vertretern. „Im Gegenteil: Kinder können ohne Notendruck hervorragende Leistungen erbringen. Sie können sich selber gut weiter entwickeln und trauen sich mehr“, betonte Henrik Schödel. Er frage sich, ob eine längere gemeinsame Schulzeit nicht hier hilfreich sein könne, betonte Georg Deuerling. Der Druck wäre von den Kindern weg. „Das muss sich ändern. Mir gefällt einfach der Leistungsdruck nicht.“