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Rainer Glissnik

BLLV im Dialog mit der Politik: SPD

Der Bezirksvorstand Oberfranken traf sich auch mit Vertretern der SPD.

Der BV Oberfranken hat verschiedene Parteien angefragt, die für die Landtagswahl am 8. Oktober kandidieren. Wie stehen die Parteien und Kandidatinnen und Kandidaten zu den an der Schule beschäftigten? Welche Ziele habe sie gerade in dieser schwierigen Zeit.

„Uns ist wichtig, vor den Landtagswahlen viele der demokratischen Parteien direkt zu hören“, sagte Bezirksvorsitzender Henrik Schödel. „Um einfach mal in den bildungspolitischen Austausch zu gehen.“ Vor allem die, die neu in den Landtag kommen wollen.

Daniel Schreiner ist Kandidat im Stimmkreis Hof. Er ist ehrenamtlicher Bürgermeister der Gemeinde Spaneck. Alle drei Kandidaten gehen ihrer normalen Arbeit nach. Dies sei auch der Grund, warum nicht mehr Kolleginnen und Kollegen kommen konnten. Hauptberuflich ist er Offizier bei der Bundeswehr. Seit 24 Jahren ist er Soldat.

Richard Leitner aus Forchheim ist 26 Jahre alt und noch im Studium. Er studiert den Master in angewandter Mathematik und Physik. Wer etwas in der Bildungspolitik bewegen will muss sich auf Landesebene engagieren. Wo der Schuh drückt im Bildungssystem bekommt er hautnah mit.

Stefan Sauerteig (35) aus Coburg kann vieles nachvollziehen, was oberfränkische Pädagogen erlebten. Kürzlich kam seine Tochter als zweites Kind zur Welt. „Trotz doch wirklich sehr ordentlichem Studium und auch notentechnisch durchaus erfolgreichem Abschluss des Zweiten Staatsexamens ereilte mich dasselbe Schicksal, das noch immer vielen Lehramtsanwärterinnen und -anwärtern blüht: Ich erhielt keine Planstelle im Freistaat Bayern.“ Und so führte ihn seine Reise nach Mainz. Hier konnte er sich in seinem Beruf als Lehrer und auch persönlich weiterentwickeln. In seiner Zeit in Mainz durfte er sehr früh schon Verantwortung übernehmen. „Ich wurde zum Ganztagsschulkoordinator mit Personalverantwortung für die Ganztagskräfte an unserer Schule ernannt. Ich war außerdem verantwortlich für die Betreuung unserer FSJ’ler. Im Jahr 2020 erfolgte mein Wechsel ins benachbarte Thüringen an eine Schule im Landkreis Sonneberg. Hier bin ich Mitglied der Schulkonferenz und Mitglied im erweiterten Personalrat.“

„Es ist natürlich Bildungspolitik, die mich bewegt.“ Es gehe darum, Schülerinnen und Schüler wie Lehrerinnen und Lehrer fitter zu machen für das, was uns gerade bevorsteht. Dabei sei ihm auch der Klimaschutz sehr wichtig. Auch die Frage der Gesundheitsversorgung werde immer wichtiger.

„Eigentlich ein Wahnsinn, was die Kolleginnen und Kollegen leisteten“, betonte Bezirksvorsitzender Henrik Schödel. Viele individuelle Förderstunden fielen weg, um den Klassenunterricht am Leben zu halten. Er kenne Klassen mit 90 bis hundert Prozent Migration, aber keiner Stunde Deutsch als Zweitsprache. „Das machte vielen Kolleginnen und Kollegen zu schaffen. Wir haben aktuell auch einen hohen Krankenstand.“ Uns werde angst und bange, wie es im neuen Jahr weitergeht.

Beim Ganztag seien 30 Prozent Lohnerhöhungen bei den Tariferhöhungen gestiegen, das Kultusministerium habe aber nur 1,5 Prozent Erhöhung eingestellt. „Dieses System lässt sich nicht finanzieren.“ Wenn ab 2025 jedes Kind einen Ganztagesplatz haben darf ist dies so nicht zu machen. „Wenn wir dies wollen müssen wir das auch machen“, verlangte der frühere Bezirksvorsitzende Peter Lang. „Wir müssen für Bildung einfach mehr Mittel zur Verfügung stellen.“

„Wir wollen ja qualitativ gute Arbeit leisten“, meinte Stefan Sauerteig. Es könne nicht sein, dass die Kommune Aufgaben des Freistaats übernimmt. „Vor zehn Jahren bewarben sich über 56 Jugendsozialarbeiter, heuer kein Einziger“, betonte Henrik Schödel.

„Was wünschen Sie denn sich für ihre Kinder“, fragte jemand vom BLLV nach. „Wir sind in der Bildungspolitik an einem Kipppunkt“, meinte Stefan Sauerteig. Speziell stehe für ihn der Übertritt nach der vierten Klasse zur Disposition. „Ob das der richtige Zeitpunkt ist?“ Wir trennen die Kinder eigentlich dann, wenn sie noch gar nicht so weit sind. Unsere Schüler und Schülerinnen seien aber bei Praktika gut. Unsere Schülerinnen und Schüler können mit manchen Dingen, wie Unterricht ablaufen soll, nicht mehr so gut umgehen. Praxisschule gelinge immer besser.

Wir könnten denen mehr helfen, die mit individueller Förderung viel mehr erreichen könnten. In Bayern könnten wir aber kaum noch individuell fördern. „Das können wir nur lösen, wenn der Beruf des Lehrers wieder attraktiver wird.“ Geringere Klassenstärken seien Dinge, die er gerne mit angehen möchte.

„Als Physikstudent hätte ich ohne Problem vor einer Klasse stehen können“, warnte Richard Leitner.

„Aktuell werden für mich bei den Klassenstärken Schandtaten betrieben“, betonte Bezirksvorsitzender Henrik Schödel. In den Kombiklassen, in denen ursprünglich 20 Schüler vorgesehen waren, sind es derzeit 25 und die größte Frechheit sei, dass diesen nur zwei bis drei Stunden individueller Förderung zuständen. „Da wird ein Bildungssystem ad absurdum geführt.“ Jetzt haben wir dieses Modell nur noch als Lückenfüller.

Die SPD schickte genau die Lehrer, die die Sorgen des BLLV verstanden. „Die Politik hat die wichtige Aufgabe, den Lehrerberuf wertzuschätzen“, meinte Peter Lang. „Auch nach außen hin. Das bringt vielleicht junge Leute dazu, wieder Lehrer werden zu wollen. Mit der Steigerung auf A 13 sei manches zu verwirklichen, aber man könne mit Geld einen Beruf nicht attraktiv machen.