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Maria Göb und Rainer Glissnik

Ich. Du. Inklusion - Filmvorführung

Am Montag, den 08. April 2019 lief im Kino Central in Hof zum ersten Mal als Sondervorstellung der Film "Ich. Du. Inklusion". Geladen waren neben vielen Ehrengästen auch interessierte BLLV-Mitglieder, um über das Thema "Inklusion" zu diskutieren.

 

Seit Sommer 2014 haben in Deutschland Kinder mit Unterstützungsanspruch das Recht auf Teilnahme am Unterricht an Regelschulen. Viele so genannte Förderschulen wurden daraufhin geschlossen, reguläre Schulen sollten durch Umstrukturierungen in die Lage versetzt werden, diese Kinder adäquat zu betreuen. Der Film „Ich.Du.Inklusion.“ begleitet in Nordrhein-Westfalen fünf Grundschüler mit und ohne Unterstützungsanspruch und deren Klasse über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren und zeigt auf, was an dem Konzept funktioniert und was nicht. Der BLLV-Bezirksverband Oberfranken zeigte diesen im Central Kino Hof.

Es wurde eine integrative Schulklasse in Nordrhein-Westphalen gezeigt, in der sich fünf Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf befinden. Die Kinder wurden vom Tag ihrer Einschulung bis zum Ende der vierten Klasse hinweg begleitet. Der Film beleuchtete dabei unterschiedliche Perspektiven: Eltern, Lehrer und Schülersicht von Kindern mit und ohne sonderpädagogischen Förderbedarf. Umrahmt war der Film mit Ausschnitten aus dem Theaterstück "Die Schule der Tiere", welches die Kinder durch eigene Ideen bereicherten und mit den Stärken und Schwächen eines jeden Tieres als Parallelwelt zu ihrer eignene Klasse ausdrückten. Für die Lehrkraft war es sehr schwierig allen Schülern gerecht zu werden und ohne Hilfe die Schüler individuell fördern zu können - es benötigen eben alle Schüler ihre Aufmerksamkeit. Auch durch die Integrationshelfer waren die Möglichkeiten der individuellen Förderung schwer abzudecken. Zeitweise wurde die Lehrkraft noch durch Sonderpädagoginnen unterstützt. Auf der anderen Seite stand auch die Sicht der Eltern im Vordergrund. Als besonders knifflig und belastend stellte sich dabei das Ausfüllen der zahlreichen Anträge heraus und der wiederholende Besuch bei Ärzten und Psychologen. Auch der Schulleiter hat seine Perspektive erklären können, indem er die Schwierigkeit der Stundenzuteilung von pädagogischen Kräften mit einer bestimmten Stundenanzahl für eine gesamte Schule zugeteilt bekommt. Am Ende des Films wurden die übriggebliebenen Kinder der Integrationsklasse gefragt, wie sie bewerten, dass so viele Mitschüler die Klasse verlassen mussten. Die Meinung war meist einstimmig bedrückt und wurde als traurig befunden, dass diese Kinder nicht mehr in der Klasse bleiben konnten. Nach dem Film fand eine Podiumsdiskussion im Bezug auf "Inklusion" statt.

„Da wird die Realität gezeigt“, sagte BLLV-Präsidentin Simone Fleischmann in einer Videobotschaft. „Ich erlebe das Thema Inklusion als scheinheilige Diskussion“, sagte sie kritisch. „Da stimmt die Sonntagsrede mit der Realität nicht zusammen.“ Der BLLV habe schon lange dargestellt, was echte Inklusion ist. Die Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf nehmen zu, sowohl an den Regelschulen wie den sonderpädagogischen Förderzentren. „Echte Inklusion kostet richtig Geld.“ Benötigt würden mal zwei Lehrkräfte in einer Klasse, kleinere Klassen wenn diese Kinder aufgenommen werden sollen, multiprofessionelle Teams und genügend Zeit, um über diese Kinder diskutieren zu können. Inklusion müsse in der Gesellschaft ankommen und dass Schulen wie Lehrerinnen und Lehrer fit gemacht werden für die wundervolle Aufgabe die eigentlich bedeutet, dass jedes Kind gleich viel wert ist. „Inklusion auf jeden Fall, aber wie?“, leitete die Hofer BLLV-Kreisvorsitzende Jutta Beer die von ihr moderierte Podiumsdiskussion ein. Der Respekt vor dem Berufsstand ging dem Hofer Oberbürgermeister Harald Fichtner in einer ersten Reaktion nach dem Film durch den Kopf. Es werde versucht, sich individuell um jedes Kind zu kümmern. Als vor rund zehn Jahren im Bayerischen Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen verankert wurde, dass Inklusion Aufgabe aller Schulen wurde, gab es im Bereich der Förderschulen schon eine Kultur der Integration, erinnerte sich Leitende Regierungsschuldirektorin Lucia Scherr. „Es war eine gewachsene Kultur, da hat sich etwas entwickelt. Inklusion muss wachsen.“ Die Lehrkräfte heute leisteten eine großartige Arbeit, obwohl sie in ihrer Ausbildung nicht darauf vorbereitet wurden, würdigte Alexander Wunsch vom Sachgebiet Grund- und Mittelschulen. „Inklusion ist sehr schwer umzusetzen“, bekannte Landtagsabgeordneter Klaus Adelt (SPD). „Was sollen die Lehrerinnen und Lehrer denn noch alles machen?“, zeigte er Verständnis für die Überlastung. Es brauche mehr Lehrkräfte und mehr Zeit. Der Lehrerverband stehe voll hinter den Kolleginnen und Kollegen und schaut von Anfang an darauf, dass Unterstützung kommt, betonte BLLV-Abteilungsleiterin (Berufswissenschaft) Birgit Dittmer-Glaubig. Es gab Anhörungen, politische Gespräche und Initiativen. „Es wäre fatal diese gute Idee an die Wand zu fahren, indem nicht ausreichend Ressourcen zur Verfügung gestellt werden.“ Die Lehrerschaft habe die Inklusion mit enorm viel Herzblut im Interesse der Kinder angegangen. Ressourcenaufstockung in allen Bereichen sei erforderlich. „Es muss einfach passieren- sonst wird diese gute Idee nicht zu einem positiven Ende geführt!“

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