Rainer Glissnik

Pack ma´s

„Zivilcourage ist ein Eckpfeiler einer demokratischen Gesellschaft“ - BLLV, Dominik-Brunnerstiftung und Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz starten Präventionsinitiative

Die Schule soll ein Ort der Sicherheit und des Miteinanders sein, dies wollen die Dominik-Brunner-Stiftung, der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnen-Verband BLLV und die Regierung von Oberfranken stärken. Kinder und Jugendliche wünschen sich einen friedlichen und behüteten Aufenthalt ohne Ängste und Anfeindungen. Eltern wünschen sich, dass ihre Kinder an der Schule sicher sind und die Lehrkräfte in der Lage sind dafür zu sorgen. Und die Schule mit dem gesamten Lehrkörper hofft auf ein friedvolles Miteinander in einer funktionierenden Gemeinschaft.

Der Präventionskurs „Pack ma`s“, den Dominik-Brunner-Stiftung, der Bayerische Lehrer und Lehrerinnen-Verband (BLLV) mit Unterstützung der Regierung von Oberfranken jetzt auch in diesem Regierungsbezirk anbieten, kann helfen diese Ziele zu erreichen. Es sollen vorbeugend Grundlagen für einen friedlichen Umgang innerhalb der Schule gelegt werden als auch im Konfliktfall geeignete Maßnahmen getroffen werden können.

„Oft beklagen wir das Fehlen von Zivilcourage. Mit dem Namen Dominik Brunner verbindet sich ein überaus beeindruckendes Beispiel wie sich ein Mensch ohne auf sein Leben und seine Gesundheit zu achten für andere eingesetzt hat“, lobte Regierungspräsidentin Heidrun Piwernetz das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer. Es ist wirklich sehr schön wie es gelungen ist, aus diesem Eintreten etwas für die Zukunft zu erhalten. Ausdrücklich stellte sich die Regierungspräsidentin hinter diese Bemühungen. Schulen sollen auch Geist, Körper und Charakter bilden. „Zivilcourage ist ein Eckpfeiler einer demokratischen Gesellschaft.“

Leider gebe es das Thema „Übergriffe auf Lehrkräfte“ ebenso als ein Thema für Polizei, Krankenpfleger, für Notärzte. Umso wichtiger ist es, dass unsere Gesellschaft Zivilcourage zeigt. „Ich finde es prima dass dieses Projekt auch bei uns in Oberfranken stattfindet.“ Sie hofft dass sich diese Veranstaltungen künftig über viele Jahre etablieren. Abschließend dankte sie der Dominik-Brunner-Stiftung und dem BLLV für deren Engagement.

Das Engagement und die Idee der Zivilcourage in die Schulen tragen zu wollen lobte Bereichsleiter an der Regierung von Oberfranken Stefan Kuen. Dies wird immer wichtiger. Vor den Kommunalwahlen gebe es eine seltsame Stimmung. Man schaut weg, grenzt aus. Das Eintreten für den Anderen ist eine Grundtugend. Ein Wert für unsere Gesellschaft. Das Engagement der Lehrerinnen und Lehrer sei in diesem Bereich umso wichtiger. Alle Beteiligten könnten davon profitieren.

Die Idee der Zivilcourage und Gewaltprävention in die Schulen tragen ist von großer Bedeutung für unsere Schülerinnen und Schüler, erklärte Vorstandsmitglied der Dominik-Brunner-Stiftung Sebastian Hutzenthaler (Schulamtsdirektor in Landshut). Er ist auch Mitglied im BLLV. „Mit dem BLLV fand sich ein kompetenter Partner.“ Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung ist Uli Hoeneß, der sich hier sehr einbringt.

„Pack ma`s“ ist aus einem Präventionskonzept der Münchner Polizei entstanden, dessen Wirksamkeit eine Studie der Münchner Ludwig-Maximilian-Universität belegt. Bei diesem Programm werden Lehrkräfte und Sozialarbeiter befähigt, selbst mit den Kindern und Jugendlichen an ihrer Schule zu arbeiten. Nur durch langfristiges und nachhaltiges Arbeiten kann dauerhaft etwas erreicht werden.

Das Thema Zivilcourage ist in der heutigen Zeit in aller Munde. Es heißt, niemand kümmere sich um die Notlage von anderen, es herrsche eine ausgeprägte Wegschaumentalität in unserer Gesellschaft, erläuterte Ralph Kappelmeier. Gemeinsam mit seinem Kollegen Alexander Fuchs startete er das Fortbildungsprogramm bei einer ersten Veranstaltung in Oberfranken. Die Polizisten tun dies ehrenamtlich in ihrer Freizeit. Folgenschwere Einzeltaten, die in den Medien entsprechend ausführlich dargestellt werden, scheinen diesen Trend schließlich zu bestätigen. Auch das Thema Jugendgewalt bewirkt bei uns augenblicklich Assoziationen von jugendlichen Gewalttätern, die mit brutalster Gewalt auf ein wehrlos am Boden liegendes Opfer eintreten.

Die Frage, die wir uns stellen müssen ist, stimmen diese beunruhigenden Entwicklungen und Tendenzen oder wird unsere subjektive Wahrnehmung getäuscht durch einseitige Berichterstattung oder Übertreibungen in den Medien? Die Antwort liegt in der Mitte. Sicher kommt es vor, dass nicht oder nicht rechtzeitig geholfen wird und es gibt schreckliche Gewaltexzesse mit schlimmen Folgen für die Opfer. Aber sowohl das Hellfeld, erkennbar an der polizeilichen Kriminalitätsstatistik Münchens, als auch das Dunkelfeld bestätigen keinen Trend einer kontinuierlichen Verschlechterung der Situation. Wir leben hier wesentlich sicherer, als unser subjektives Empfinden es uns glauben lässt.

Und trotzdem macht es Sinn, sich diesen Themen anzunehmen, und zwar so früh wie möglich. Das Projekt ,,pack ma's" ist grundsätzlich als primär- bzw. sekundärpräventive Maßnahme anzusehen. Es eignet sich sowohl dazu, wichtige Grundlagen zu legen um unerwünschtes Verhalten zu verhindern, als auch diesen durch die richtige Intervention entgegen zu wirken.

Es werden heuer zwei weitere Fortbildungsveranstaltungen in Oberfranken stattfinden, erklärte der BLLV-Bezirksvorsitzender Henrik Schödel. „Ich freue mich, liebe BLLVler, dass ihr so zahlreich an einem Freitagnachmittag bis Samstagabend gekommen seid, um euch fortzubilden.“

 

Hintergrund:

Dominik Brunner wurde am 12. September 2009 in München am S-Bahnhof „Solln“ Opfer eines Gewaltverbrechens, nachdem er sich schützend vor vier von Schlägern bedrohte Kinder gestellt hatte. Niemand brachte die Courage auf ihm zu helfen. Die Dominik-Brunner-Stiftung engagiert sich für die Ausbildung von Lehrkräften zum Thema Zivilcourage und Gewaltprävention. Gemeinsam mit dem Bayerischen Lehrer- und Lehrerinnenverband (BLLV), dem größten Pädagogenverband im Freistaat mit rund 55.000 Mitgliedern, plant die Stiftung den bewährten Präventionskurs „pack ma´s“ kontinuierlich und langfristig für Lehrkräfte anzubieten.