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Rainer Glissnik

„Es gibt viele Härtefälle“

Planungen des Kultusministeriums gegen Lehrermangel sorgen für Entsetzen. Alternative Möglichkeiten? Der BLLV Oberfranken beteiligt sich am bayernweiten Aktionstag, um die Landespolitik im Dialog zu alternativen Lösungen wegen des Lehrermangels zu bewegen.

Baiersdorf – „Ich finde die Notmaßnahmen nicht gut und bin darüber sehr enttäuscht. Es fehlt die Wertschätzung unseren Kollegen und Kolleginnen gegenüber“, kommentiert BLLV-Bezirksvorsitzender Henrik Schödel die Vorgehensweise des Kultusministeriums. Unmittelbar nach den Weihnachtsferien gab das Kultusministerium bei einer Pressekonferenz mit niemandem abgesprochene Maßnahmen bekannt, um dem „plötzlich“ entstandenen Lehrermangel zu begegnen.

In Baiersdorf (Altenkunstadt) trafen sich die oberfränkischen BLLV-Kreisvorsitzenden und Personalratsvorsitzenden mit dem Bezirksvorstand des BLLV Oberfranken. Innerhalb kurzer Zeit erreichten den Landesverband mehr als 1500 E-Mails von frustrierten, total enttäuschten Lehrerinnen und Lehrern. „Manche weinten weil sie ihre Lebensplanung von heute auf morgen verändern müssen“, erläuterte der Bezirksvorsitzende. „Es gibt viele Härtefälle.“ So müssen etliche Lehrerinnen statt 16 Wochenstunden künftig 24 Wochenstunden unterrichten. Gerade Witwen sind hier betroffen, die nun acht Stunden mehr arbeiten müssen und denen der Mehrverdienst bei der Witwenrente voll gekürzt wird. Acht Stunden mehr Unterricht ohne einen Cent mehr in der Tasche. „Wir haben ganz viele Dinge die eine Katastrophe für die Betroffenen sind.“

Der BLLV hat in den letzten Monaten Alternativen aufgezeigt, die wesentlich besser wären. „Uns hat der Blitz getroffen, was in der Pressekonferenz zu Jahresbeginn gesagt wurde.“ Der BLLV brachte viele Alternativvorschläge vor, die abgelehnt wurden. Es hieß: „Wir verlieren an Qualität.“ Ein Beispiel: Es gibt sehr viele gymnasiale Englischlehrer, die dort nicht angestellt werden. „Diese könnten morgen unseren kompletten Englischunterricht in den 3. und 4. Klassen abdecken.“ Wenn dann in sieben Jahren beim neunjährigen Gymnasium diese Lehrer gebraucht würden könnten diese wieder zurück wechseln und laut Kultusministerium sieht es dann bei den Grund- und Mittelschulen wieder besser aus. „Das Gymnasium hätte diese Lehrerinnen und Lehrer nicht verloren.“ Oder eigenverantwortliche Schule: Jede Klasse könnte vorübergehend eine Unterrichtsstunde pro Klasse abgeben. Schulleitung und Kollegium könnten dies eigenverantwortlich beschließen. Das würde das Problem bayernweit lösen, weil dies über 35 000 Stunden pro Woche ausmachen würde. 1200 bis 1300 Lehrer könnten so vorübergehend überbrückt werden. „Es sind viele Vorschläge gemacht worden.“

Der BLLV mit seiner Präsidentin Simone Fleischmann reagiere jetzt sehr überlegt. „Uns vom BLLV kann niemand vorwerfen dass wir nichts dagegen getan haben.“ Der BLLV erkannte dies als erster Verband bereits vor Jahren. Schon lange zuvor wurde der sich abzeichnende Lehrermangel aufgezeigt. „Wir wiesen ständig auf Lehrermangel hin bis jetzt die Hütte brennt“, erklärte Henrik Schödel. „Seit Jahren suchen wir eine Politik des Dialoges.“ Am 7. Februar ruft der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnen-Verband zu einem bayernweiten Aktionstag auf. „Die Hütte brennt eben doch – und zwar lichterloh! Das ist die Wahrheit!“ Nach Unterrichtsschluss sind am 7. Februar alle von den Vorhaben des Kultusministeriums Betroffenen aufgerufen, zu zeigen dass es nicht über ihre Köpfe hinweg geht. „Der bayernweite, dezentrale Aktionstag an allen Schulen ist angesagt. So nicht!“ soll die Botschaft einer Postkartenaktion an den Kultusminister sein. Dazu sind viele Fotos vor Ort außerhalb des Schulgeländes gewünscht. „Nur so bekommen wir weiterhin Aufmerksamkeit und noch mehr politischen Wind. Stellen Sie sich doch gemeinsam mit Ihrem Kollegium und Plakaten kreativ, peppig und schräg zusammen und machen Sie ein cooles Foto! Dieses schicken Sie am besten gleich am Aktionstag an Ihren Kreisverband und an den BLLV-Land unter aktionstag.lehrermangel@bllv.de . „Wir brauchen die Fotos, um deutlich zu machen, wie viele Kolleginnen und Kollegen an den bayerischen Schulen unzufrieden sind, sich ausgenützt fühlen.“

Zudem plant der BLLV eine Demonstration in München möglichst noch in diesem Schuljahr um auf die Bildungsqualität hinzuweisen. Kein Weg vorbei geht mehr an „A 13 für alle Lehrerinnen und Lehrer“. Dies bedeute dass alle Berufsgruppen um eine Gehaltsstufe nach oben angehoben werden, auch die Fach- und Förderlehrer. Der BLLV Oberfranken beteiligt sich am bayernweiten Aktionstag, um die Landespolitik im Dialog zu alternativen Lösungen wegen des Lehrermangels zu bewegen. Mit dabei in der Bildmitte von links) Landesgeschäftsführer Reinhard Horn, Bezirksvorsitzender Henrik Schödel und seine Stellvertreter Gisela Jahreiß und Norbert Trütschel. Foto: Rainer Glissnik